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Rasen wie Röhrl

Da ich gerade Zeit habe und sowieso schon lange nichts mehr hier gepostet, müssen jetzt alle Besucher, die unbedacht unten klicken, meinen Review zu einem Spiel völlig ohne Story oder Hauptpersonen lesen, das dennoch momentan meine gesamte Zeit neben der Uni fressen will. Es handelt sich dabei um Colin McRae Rally 4.

Nachdem ich Firma Codemasters letztes Jahr mein Geld verweigert hatte, da Colin McRae 3 in keiner Weise die Qualität der Vorgänger erreichte, überzeugte mich die Demo von Teil 4 doch so sehr, dass ich mir die Vollversion geleistet habe. Über Story (haha) brauche ich wohl kaum Worte zu verlieren. das Spielprinzip hat sich ebenfalls nicht geändert, es basiert immer noch auf dem kampf gegen Fahrzeug, Strecke, die Uhr, das Wetter, die Physik und den Schwierigkeitsgrad knapp unter der Frustrationsgrenze. Codemasters hat beim 4. Teil wie immer hauptsächlich die Physiksimulation weiter in Richtung realistisch verbessert, diesmal wirklich verbessert, und nicht verschlimmbessert wie in Teil 3, bei dem die Fahrzeuge schon sehr unrealistisch zufällig sensibel auf Steuerversuche reagierten. Sehr verbessert hat sich auch die deutsche Stimme des Beifahrers. In den bisherigen Teilen bekam man mit der Spracheinstellung “Deutsch” häufiger Probleme, da der Beifahrer einfach nicht schnell genug vorlesen konnte. Dies wurde nun geändert, der Beifahrer redet nun in einer Geschwindigkeit, das einem die Worte nur so um die Ohren prasseln. Außerdem scheint Codemasters bei der Beifahrerstimme, statt wie in den letzten Teilen auf einen Synthesizer zu vertrauen, der aus Worten Sätze baut, diesmal jeden Satz des Beifahrers komplett digitalisiert zu haben, was wahrscheinlich auch zum Teil die InstallationsgrÖße von 3,5 GB erklärt. Auch die Möglichkeiten zum Feintuning des Fahrzeugs wurden weiter erweitert, es ist schon eine Aufgabe für einen studierten Physiker, die richtige Wahl zwischen den verschiedenen Reifen, Fahrwerksabstimmungen und Bremskraftverteilungen zu wählen. Das Schadensmodell ist allererste Sahne, noch nie war Beulen ins Blech Fahren schöner. Splitter, Blechstücke und Plastikteile verteilen sich ordentlich in der Landschaft, Gummi zerfetzt und Räder rollen ihre eigenen Wege, wenn man, Need For Speed Underground oder ähnliche Ketzereien gewöhnt, das Anbremsen von Kurven als unwürdig abtut. Als Fahrzeuge stehen die üblichen Rallyeschleudern der letzten 20 Jahre zur Verfügung, mangels FIA-Lizenz leider zum Teil in Lackierungen von völlig unbekannten Kleinteams. Aus dem gleichen Grund sind auch außer Colin McRae keine real existierenden Fahrernamen als Gegner enthalten. Dafür gibt es zum ersten mal in einem Colin McRae Spiel eine eigene Meisterschaft für die berüchtigten Gruppe B Fahrzeuge, die sich durch Plastikkarosserie und geringes Gewicht (< 1000kg), wenig Bodenhaftung und fast schon pervese Motorleistungen jenseits der 400 PS auszeichnen. Diese Meisterschaft scheint auch die erste wirkliche Herausforderung für mich zu sein, da ich sowohl die 2WD als auch die 4WD Meisterschaften in den Schwierigkeitsgeraden Einfach und Fortgeschritten gewonnen habe, ohne dass jemals irgendeiner der KI-Gegner die Chance gehabt hätte, dagegen etwas zu unternehmen. Ein kurzer Test mit meinen Mitbewohnern, die in ernsthaften Rallye-Simulationen eher unerfahren sind, zeigt mir jedoch, dass die Schwierigkeitsabstufungen eigentlich gut ausgewogen sind, wenn man nicht wie ich jeden Teil der Serie (bis auf den grottigen dritten) schon ausgiebig gespielt hat. Für den Experten-Schwierigkeitsgrad hat sich Codemasters auch noch was besonderes ausgedacht, der Spieler wird nämlich auf die Inbord-Kamera beschränkt. Mal sehen, wie man sich da noch durch zwischen den Bäumen durch über Stock, Stein, Schlamm und Kies durchschlängeln kann.

Mein Fazit für CMR 4 ist auf jeden Fall, dass sich dieser Kauf gelohnt hat, und dank der Möglichkeit zum Online-Spiel auch noch lange weiterhin Spaß auf 4 simulierten Reifen verspricht.