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Final Fantasy X-2 Review

Gestern habe ich Final Fantasy X-2 durchgespielt und als ich kurz vor drei nach Hause kam, konnte ich nicht anders als dazu ein Review zu schreiben. Das Gerät ist etwas umfangreicher geworden, deswegen bittte den ganzen Post öffnen um es zu lesen (vorsicht lang).

Als die US-Version von Final Fantasy X herauskam besaß ich noch nicht eine einzige Konsole, abgesehen von meinem 10 Jahre alten Gameboy. Konsolen haben mich zu der Zeit noch nicht lange interessiert, dieses Interesse wurde ausgelöst von Final Fantasy VII, das ich zum ersten Mal zu Gesicht bekam als ich 16 war.

Final Fantasy VII kam damals zu meinem Glück nicht nur für die Playstation heraus, sondern auch für den PC. Ich habe mein halbes 16tes Lebensjahr mit Final Fantasy verbracht, jeden Tag nach der Schule hab ich bis zum Abendbrot (danach hieß es nach meiner Mutter für mich immer “Computer aus!”) gezockt, im ersten Durchlauf alle Charaktere auf 99 und beide Weapons platt gehabt. Wie für viele war für mich VII der erste Kontakt mit der Serie.

FF VIII hat für mich nicht existiert, tut es bis heute noch nicht, erst der 9te Teil hatmich zurückgeholt. In der 11ten Klasse gab es irgendwann einen Berufsorientierungstag, der im großen und ganzen ziemlicher Schwachsinn war. Nach vier Stunden haben wir uns freigenommen und sind zu dritt zu einem Freund nach Hause um FF IX, gerade frisch erschienen zu begutachten.

Von da an war ich gefesselt. Nachdem mein Freund das Spiel durchhatte, habe ich mir eine Playstation und das Spiel geliehen und das Spiel gespielt, wie 2 Jahre vorher Teil VII, nur mit dem Unterschied, dass ich diesmal im Wohnzimmer vor dem Fernseher saß und meine Mutter ständig hereinkam um blöde Kommentare abzugeben.

Das einzig wahre Final Fantasy ist Teil VI. Unbestritten. Natürlich musste ich mich dessen selbst vergewissern, den Rest kann man sich denken (12. Klasse, wieder PC, nur dass mich niemand daran gehindert hat, mir auch die Nächte um die Ohren zu hauen).

Warum ich das erzähle? Kommt noch. Nach Teil VI und Stippvisiten in die Teile davor (FF VIII immer noch aussen vor) war ich FF Experte und glühender Fan. Ein Freund hatte sich FF-X aus Amerika importiert, ich war zufällig dabei als das Paket ankam. Nach den ersten Bildern war ich entsetzt. Was zur Hölle hatte Square mit ATB angestellt? Warum war der Hauptcharakter so scheisse und was sollten diese albernen Klamotten. Und die Story? Ein Sportler wird während des Turniers in eine riesige Wasserblase gezogen, die die Stadt zerstört und landet hinterher in einer völlig anderen Welt, die aber doch irgendwie mit der alten zu tun hat, nur weiss keiner wie? Und Sin ist sein Vater? WTF?

Das Charakterdesign von Final Fantasy war immer großartig, die Figuren, egal aus wievielen Polygonen oder Pixeln wirkten immer lebendig, aber bei Final Fantasy X gab es eine handvoll schwuler Psychos in Clownskostümen. Auron, Lulu und Khimari sind die einzigen, bei denen mir nicht schlecht wird, was aber noch lange nicht heisst, dass Ihre Charaktere interessant wären. Hier wird tief in die Klischeekiste gegriffen (bzw. in die Scheisse, im Falle von Tidus, Wacka (sorry, Wakka) und Rikku). Yuna setzt dem ganzen die Krone auf. Mein Gott, was für eine Pussy. Ihr ewiges Gejammer und Geflenne, vor allem aber ihre Lache (OMFG, die Szene als die Party Luca Richtung Mi’hen High Road verlässt… “I want my journey to be full of laughter” -Bitch).

Irgendwann hab’ ich dem Spiel doch eine Chance gegeben und Wow, es ist nicht so schlecht wie wenn man nur zuguckt. Das interessante ist das Kampfsystem, das Aufleveln, die Bosskämpfe. Nur muss man, um da ran zu kommen durch eine Menge Müll waten. Das Final Fantasy X die Serie unter bestimmten Aspekten (und auf Kosten anderer) weitergebracht hat, lässt sich ausführlich diskutieren und belegen, aber darum geht es hier nicht.

Das soll für die Einleitung nämlich erstmal reichen, hier kommt jetzt endlich der Bogen zu Final Fantasy X-2 (EX!!!). X-2 ist kein eigenständiges Spiel. Ich frage mich ob man es überhaupt Spiel nennen darf. Alle Indizien weisen darauf hin das X-2 nur zu einem Zweck entwickelt wurde: es zu verkaufen. Square (Square-Enix inzwischen) ist der Zuhälter, der Spieler der Freier und Final Fantasy wurde in die Prostitution gezwungen. Alle störenden männlichen Hauptcharaktere wurden entfernt, stattdessen haben wir es mit 3 verzogenen leichtbekleideten Gören (Naughty Bitches) zu tun.

Mein Gott. Es ist so offensichtlich.Square konnte einfach nicht der Versuchung widerstehen, seine Jünger nach Strich und Faden zu melken. Aus vorhandenem Material wurde in kürzester Zeit ein Spiel zusammengekloppt, dass einzig und allein auf Verkaufszahlen abzielt. Aber was GENAU macht X-2 zu einem UN-spiel?

Das erste RPG ohne Story! Geworben und getrickst wird damit, dass X-2 die Fortsetzung von X ist. Genau das ist es aber eben NICHT. Am Anfang wird einem noch vorgemacht, dass Yuna und Ihre Kolleginnen auf der Suche nach Tidus sind. Schnell wird klar das es nicht um Tidus geht, sondern um jemanden (Shuyin), der ZUFÄLLIG auch vor 1000 Jahren in Zanarkand gelebt hat und ZUFÄLLIG GENAUSO AUSSIEHT wie Tidus, eine Geliebte, die ZUFÄLLIG genauso aussah wie Yuna, der jetzt Spira vernichten will. Und die 3 Mädels, weil sie ja nichts besseres zu tun haben,verhindern das halt.

Nichts zu tun gibt es die ganze Zeit. Jedenfalls nichts was irgendwie relevant wäre. Die ohnehin schon laue, simple und arg kurze Story wird nicht durch die Missionen unterstützt, sondern zwischen den Kapiteln in kurzen Sequenzen fortgetrieben. Die Missionen sind größtenteils Blähwerk um über die fehlende Substanz hinwegzutäuschen. Ganz extrem ist das in Kapitel 4 zu beobachten, während dem man sich die ganze Zeit mit nichts anderem beschäftigt, als durch Sphärofone den Bewohner Shinras bei ihren alltälichen stinklangweiligen Tagesgeschäften zu beobachten. Getoppt wird das nur noch durch die “Äffchenjagd”. 13 Paare von Affen sitzen in Zanarkand, und man muss immer die beiden Finden die zusammengehören. Das heisst man rennt 13 mal durch das ganze Level und hält alle Affen aneinander bis es klickt. Das dauert über eine halbe Stunde, macht KEINEN Spaß,hat nichts mit der Story zu tun, ist aber nötig um im Spiel weiterzukommen. In Kapitel 5 gilt es einen Kerl am Illumium zu finden. Sprich: renne 10 mal das Level auf und ab, ohne ihn dabei zu suchen, das 10 mal auf und ab rennen triggert lediglich die Finde-Sequenz. Ein Großteil der Missionen beschäftigt sich mit der Veranstaltung irgendwelcher beschissenen Konzerte. Yuna zappel zwar jetzt in Ihren Hotpants rum ein ein sechsjähriges Mädchen, ist aber tief innen immernoch die gleiche Heulsuse, die wir in FF-X so gehasst haben: “Lets make a concert to bring the people of Spira together”. Und das gleich 2 mal. “Yay, brilliant Idea, Yunie”…

Eine Handvoll Missionen bleibt dann (relativ) klassischer RPG Kram: Oh eine Höhle hat sich auf der Donnersteppe geöffnet und Monster kommen heraus. Reingehen, Monster plätten, Cid retten. Aus allen Tempeln strömen Monster. Reingehen, Monster plätten, Tempel retten. Abgesehen von der Eintönigkeit macht diesen Kampfmissionen vor allem zu schaffen, dass Square wieder mal am Kampfsystem rumgefummelt hat, nur ist diesmal etwas schiefgegangen. Der Grund warum ich eingangs so lange über FF-X geschrieben habe: Nach FF-X war ich begeistert von dem neuen Kampfsystem. Durch das rundenbasierte System konnte man sehr taktisch vorgehen, trotzdem kam während des Kampfes nie Stress auf. Das Ability-System war ziemlich gut, auch die Sache mit dem Sphärobrett konnte überzeugen.

Die Rückkehr zu ATB in FFX-2 ist ja an sich erstmal nichts schlechtes, die Kämpfe in FF VI, VII und IX (und in allen anderen) waren auch in Echtzeit und trotzdem super. Allerdings hat Square irgendetwas voll verrafft. Es war immer möglich, auch in Echtzeit zu taktieren, durch Zurückhalten einzelner Charaktere eine optimale Zugfolge zu bestimmen, bestimmt Sprüche an bestimmten Stellen einzusetzen usw. Alles für die Katz mit X-2. X-2 ist sowas wie ATB auf Koks. Einfach nur irre schnell. Die Gegner sind nur sehr sehr selten eine Herausforderung oder gar eine Bedrohung, deswegen laufen die Kämpfe in der Regel darauf hinaus, X gedrückt zu halten bis alles tot sind. Yay. Das an FF-V angelehnte System der Dress Spheres, verschiedener Kostüme mit unterschiedlichen erlernbaren Abilities und Eigenschaften ist nett gedacht, aber leider völlig überflüssig. Die Hälfte der Spheres habe ich nie benutzt, allein weil nicht die geringste Notwendigkeit bestand. Man kommt mit einem Weissmagier und 2 Kriegern/Dunkelrittern/Zauberschützen völlig aus.

Um die Kostüme auszurüsten werden sie auf sog. Kostümpaletten gesetzt, die ungefähr so aussehen wie Mini-Spärobretter. Die Paletten selbst haben auch spezielle Effekte, wie etwa die ständige Verfügbarkeit aller erlerntern Schwarzmagie-Abilities. Beim Beschreiten bestimmter Pfade setzt man auserdem zusätzliche Effekte oder Abilities frei. Es gibt von den Paletten um die 50, ich hatte vielleicht 25, gebraucht habe ich 3-4. Völlig verzichten konnte ich auch auf den Einsatz irgendwelcher Items (abgesehen von Potions, Phönixfedern und Antidots). Trotzdem gab es nur einen einizigen Kampf im Spiel den ich verloren habe.

Wenn ich für dieses Spiel kein Geld ausgegeben hätte, wäre es nach Kapitel 3 in der Ecke gelandet. Square hat es wirklich geschafft, seine Top-Marke völlig zu korrumpieren. Diese Spiel ist eine billige Schlampe, die nichts richtig machen kann und den ganzen Tag nur zugedröhnt in der Ecke liegt. Das Aufzählen weiterer Details möchte ich mir sparen, es würde die Sache nur verschlimmern. Wenn ich einen positiven Aspekt des Spiels hervorheben sollte, wäre das einzige was mir einfiele die Gesichtsanimationen (in technischer Hinsicht!!). Sonst nichts.

Final Fantasy X-2 ist ein Symptom eines immer häufiger zu beobachtenden Phänomens. Alte, erfolgreiche Reihen gehen mit der 2D-Ära zugrunde. Wie die meisten Franchises hat Final Fantasy mit VII-IX noch den Anfang des 3d-Zeitalters miterlebt, das Design dieser Spiele orientiert sich jedoch noch in der Vergangenheit. Als ich gesagt habe das FF-X (als erstes “3d” Final Fantasy) kein schlechtes Spiel ist, habe ich das auch so gemeint: Als Spiel nicht schlecht, als Teil der Final Fantasy Reihe jedoch fürchterlich. X-2 ist nichtmal als Spiel gut. Betrachtet man dazu noch Final Fantasy Crystal Chronicles wird der Sell-Out offenbar: Hier wird versucht aus einer sterbenden Reihe das letzte herauszuquetschen. Ich glaube nicht das die Fusion mit Enix Squares Spiele weiterbringen wird, der Trend ist deutlich: Handylogos, Handyspiele und der Gameboy für Square, der Rest geht an Enix.

“Aber halt, ” höre ich, “was ist mit Tactics Advance und FF XI?” In der Tat zwei gute Spiele, aber leider nicht direkt Final Fantasy. Ich muss zugeben von FF XI keine Ahnung zu haben, aber ich habe bisher noch keinen Screenshot zu Gesicht bekommen, auf dem ein Moogle, ein Drache oder IRGENDWELCHE FF-Elemente zu sehen waren. Das einzige scheinen mir die Chocobos zu sein (die armen haben auch schon schlimme Minispiele durchgemacht, “Chocobo Dice” für GBA z.B.). Tactics Advance ist der Nachfolger zu FF:T, einem Spinoff der Tactics-Reihe dem man damals das FF-Schild aufgedrückt hat um den Umsatz zu steigern. Also auch nicht gerade zur Reihe zu zählen. Früher habe ich anders gedacht, aber inzwischen scheint mir das 10 Teile für eine Videospielreihe genügen sollten. Und zwar nicht wegen fehlender Innovation, im Gegenteil. Final Fantasy war nie Innovativ. Final Fantasy hat stets die gleiche Formel genommen und Sie über Jahre reifen lassen und verbessert. Wenn Square sich auf einmal in der Idee verbeisst, Final Fantasy mit Innovationen zu verändern, ist das Ergebnis nicht mehr Final Fantasy.

X-2 ist hierfür das lebende Beispiel.